CIA-Verdienstmedaille für Geheimdienstchef von Katar – Das steckt dahinter

CIA-Verdienstmedaille für Geheimdienstchef von Katar – Das steckt dahinter

von Rainer Rupp

erschienen am 25. August 2024 auf RT

Foto: CIA-Direktor William Burns in Washington DC am 11. März 2024

Sowohl der Namensgeber für die Verdienstmedaille der CIA als auch die Begründung für ihre Verleihung an den Geheimdienstchef von Katar offenbart die zutiefst verbrecherische Natur der Central Intelligence Agency (CIA) als wichtigstes Instrument der US-Außenpolitik.

Vor wenigen Tagen hat bei einer Feierstunde in Katar der CIA-Direktor William Burns den Leiter der katarischen Staatssicherheitsbehörde, Abdullah bin Mohammed al-Khulaifi, mit der George-Tenet-Medaille ausgezeichnet. Diese Ehrung wurde für seine Bemühungen zur Stärkung der nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit zwischen den USA und Katar verliehen. Besonders hervorgehoben wurden die gemeinsamen Anstrengungen beider Länder während ihres langjährigen Stellvertreterkriegs in Syrien, der auf den Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Bashar al-Assad abzielte.

Ein weiterer Grund für die Auszeichnung war al-Khulaifis Rolle in den jüngsten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, die eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen und den Austausch von Gefangenen zum Ziel haben. Katar habe sich insbesondere dafür eingesetzt, die Freilassung von 111 israelischen Geiseln der Hamas zu erreichen, hieß es in Burns‘ Laudatio.

Zudem würdigte Burns die Rolle Katars, mit der das Land die Interessen der USA in der Region unterstützt habe. Die enge Zusammenarbeit zwischen der CIA und dem katarischen Geheimdienst im Bereich der Terrorismusbekämpfung wird dabei als ein entscheidender Faktor für die Verleihung der Medaille genannt. Angeblich habe Katar zahlreiche Bedrohungen und Angriffe gegen US-Interessen in Westasien verhindern können. Tatsächlich aber haben sich Katar und die USA besonders bei der Förderung und Unterstützung des islamistischen Terrorismus in der Region hervorgetan: zuerst im Jahr 2011 gegen Libyens Staatschef Gaddafi und anschließend mit der massiven Lieferung von Waffen und Geld an die Al-Nusra-Front, einen Al-Qaida-Ableger, der sich bis heute in dem syrischen Gouvernement Idlib an der türkischen Grenze eingenistet hat.

Die enge terroristische Zusammenarbeit zwischen den USA und Katar gegen Syrien geht auf die Zeit um das Jahr 2000 zurück. Damals plante Katar mit US-Unterstützung, eine Gaspipeline von seinem riesigen „North Field“ durch Syrien und die Türkei nach Europa zu verlegen, um seine Gasexporte zu diversifizieren. Neben den finanziellen Interessen der US-Konzerne am katarischen Pipelineprojekt unterstützte Washington das Vorhaben auch aus gewichtigen geostrategischen Gründen:

  • um schon damals die europäischen Käufe von russischem Gas zu verringern und so Moskau zu schwächen,

  • um seine strategischen Interessen im Mittleren Osten zu stärken und

  • um Irans Einfluss in der Region zu deckeln.

Dieser Plan stieß naturgemäß auf den Widerstand der quasi verbündeten Länder Iran und Syrien, zumal Teheran und Damaskus bereits eine eigene Pipeline von Iran nach Europa ‬‒ mit Einspeisungen aus Syrien ‬‒ geplant hatten. Syriens Ablehnung des katarischen Projekts wird seither in Fachkreisen als der eigentliche Auslöser des von den USA und Katar fabrizierten „Bürgerkriegs“ in Syrien gesehen, den die beiden Terrorismus-Unterstützer mit islamistischen Halsabschneidern als Hilfstruppen bis heute gegen die syrische Regierung führen.

Die von den USA und Katar gemachte menschliche Tragödie in Syrien wurde natürlich in typischer US-Manier der westlichen Öffentlichkeit als heroischer Kampf der Einheimischen für Freiheit und Demokratie verkauft. Für diese Art der Berichterstattung in westlichen Medien und zur weiteren Rechtfertigung des US-Engagements in Syrien wurden die Al-Nusra-Kopfabschneider von Washington einfach in „gemäßigte Freiheitskämpfer“ gegen die angeblich teuflische „Diktatur“ von Staatspräsident al-Assad in Damaskus umgemünzt.

Allerdings blieb die enge Zusammenarbeit zwischen den USA und Katar mit diesen Terrorgruppen in der ganzen Region und selbst in westlichen Kreisen nicht unumstritten. Dessen ungeachtet blieben die Beziehungen zwischen den USA und Katar eng und weiterhin von gegenseitigen Interessen geleitet.

Vor diesem Hintergrund unterstreicht die Verleihung der George-Tenet-Verdienstmedaille der CIA an Katars Geheimdienstchef al-Khulaifi die strategische Bedeutung, die Katar für das imperiale Schurkenregime in Washington weiterhin einnimmt. Im aktuellen geopolitischen Umfeld, das von vielen US-geschürten Konflikten und Machtkämpfen geprägt ist, weil sich die Länder des „Globalen Südens“ endgültig aus der Zwangsjacke des Dollar-Imperialismus befreien wollen, spielt Katar für Washington offensichtlich eine besonders wichtige Rolle.

Die Tatsache, dass die Ehrenmedaille der CIA nach dem US-Oberschurken George Tenet benannt ist, erlaubt einen Blick in die finsteren Abgründe dieser internationalen Terrororganisation. Denn George Tenet hatte als CIA-Direktor 2002 mit einer bewussten Lüge maßgeblich die gefälschte Rechtfertigung für den unprovozierten, völkerrechtswidrigen US-Angriffskrieg gegen den Irak im Jahr 2003 produziert. Unter dem geistig minderbemittelten Präsidenten George W. Bush arbeitete Tenet damals eng mit den neokonservativen Kriegstreibern in Bushs Weißem Haus zusammen. Die einzige Ausnahme in dieser Verbrecher-Riege war US-Außenminister Colin Powell, der als General im Ersten Irakkrieg gekämpft hatte und als ehrliche Haut galt.

Im Dezember 2002, in Vorbereitung für die entscheidende Sitzung im UNO-Sicherheitsrat, in der die Welt von Saddam Husseins angeblichem Besitz verbotener Massenvernichtungswaffen überzeugt werden sollte, spielte CIA-Chef Tenet die Schlüsselrolle. Denn bevor man zum UN-Sicherheitsrat ging, musste zuerst Außenminister Colin Powell in den eigenen Reihen von der Richtigkeit der CIA-Behauptung über die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen überzeugt werden.

Allerdings hatten Powell und sein Top-Berater im US-Außenamt, Lawrence Wilkerson, starke Zweifel an der Darstellung der Neokonservativen. Zudem hatte Powell den Ruf eines geradlinigen Soldaten, der sich nicht so leicht für eine Polit-Intrige mit massenmörderischen Folgen hergeben würde. Auf Powells zweifelnde Nachfragen bei der entscheidenden Sitzung im Weißen Haus hin benutzte damals CIA-Direktor George Tenet den seither berühmt gewordenen Begriff „Slam Dunk“, um Powell zu überzeugen. Der Ausdruck kommt aus dem amerikanischen Basketball und bedeutet einen Korbwurf, der so gut wie sicher Punkte bringt, weil der Spieler hochspringt und den Ball direkt in den Korb hineinstopft. Im übertragenen Sinne bedeutet der Ausdruck, dass etwas als sehr, sehr sicher gilt.

Mit anderen Worten: Tenet hat den US-Außenminister wohl wissend belogen, indem er Powell versicherte, dass die CIA absolut sichere Beweise habe, dass der Irak unter Saddam Hussein verbotene Massenvernichtungswaffen besitze. Powell ließ sich überzeugen, es blieb ihm schließlich auch nichts anderes übrig.

So kam es zu der schamlosen Rede des US-Außenministers im UN-Sicherheitsrat, die schließlich seinen Ruf ruinierte und zum Verlust des internationalen Vertrauens in die US-Begründung für den Irakkrieg führte. Aber zu diesem Zeitpunkt hatten die Neokonservativen, dank George Tenet, bereits ihren Krieg gegen den Irak begonnen, der bis heute Millionen von Menschen das Leben oder die Gesundheit gekostet hat. George Tenet wird ganz offensichtlich von der CIA und der US-Regierung als ein wahrer amerikanischer Held angesehen, zu dessen Ehren eine Verdienstmedaille geschaffen wurde. Kann man als Organisation oder Land noch tiefer fallen?