Das Jahrhundert-Ereignis in Saarbrücken
von Rainer Rupp
erschienen am 12.08.1999 in der Jungen Welt
Beobachter der Sonnenfinsternis brauchten Regenschirme statt Spezialbrillen
Saarbrücken lag direkt im Kernschatten des Mondes. Der beste Ort in Deutschland, um das Jahrhundertereignis Sonnenfinsternis zu beobachten, hieß es. Und die Stadtväter machten gemeinsam mit dem Tourismusverein das Beste daraus, um aus allen Teilen Deutschlands Besucher nach Saarbrücken zu locken. Dort hatten sich gestern denn auch Tausende zusammengefunden, um das himmlische Spektakel zu erleben.
Am Vormittag ließ sich die Sonne bei bewölktem Himmel wenigstens noch hin und wieder sehen. Je näher aber das für 12.30 Uhr vorausgesagte Naturphänomen rückte, um so verhangener wurde der Himmel. Gegen 12.15 Uhr zogen schwere dunkle Gewitterwolken auf. Den Menschen auf Plätzen und Straßen der saarländischen Landeshauptstadt stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Tags zuvor hatten sich noch zig Meter lange Schlangen vor den Optikergeschäften gebildet, die die Spezialbrillen verkauften.
Dann wurde es dunkel. Nur konnte niemand unterscheiden, ob dies von den schweren Gewitterwolken herrührte oder von der heraufziehenden Sonnenfinsternis. Einige Unwetter in den vorangegangenen Tagen hatten nämlich denselben düsteren Effekt erzeugt. Pünktlich um 12.30 Uhr herrschte dann aber fast nächtliche Dunkelheit, nur unterbrochen von heftigen Blitzen aus den dicken Gewitterwolken. Es regnete. Die Sonnenfinsternis war buchstäblich ins Wasser gefallen.