Demokratischer Raubzug – USA plündern syrische Energiereserven
von Rainer Rupp
erschienen am 11. November 2022 auf apolut
Tag ein Tag aus plündern US-Besatzungstruppen syrisches Öl aus der rohstoffreichen Region Jazira im Südosten des Landes und transportierten es in Konvois von Tank-Lastwagen über die Grenze zu ihren Stützpunkten im Nord-Irak. Es sind durchschnittlich 66 Tausend Fass pro Tag, etwas mehr als 10 Millionen Liter. Damit stehlen die noblen Helden der größten und vorbildlichsten Demokratie der Welt, dem Entwicklungsland Syrien jeden Tag etwas mehr als 6 Millionen Dollar.
Laut lokalen Berichten aus der syrischen Stadt Qamischli werden die Tanker zunächst zum illegalen, da von der US-Besatzungsarmee eingerichteten Grenzübergang Mahmoudiya an der irakischen Grenze eskortiert. Dort betreiben kurdische Marionetten, die sich als Hilfswillige der Amerikaner am Raub der syrischen Bodenschätze beteiligen und den von den US-verliehenen hochtrabenden Namen „Demokratische Kräfte Syriens“ (SDF) tragen, ein riesiges Tanklager, wo das syrische Öl in Tanklastwagen mit irakischen Kennzeichen umgeladen wird.
In Briefen an den Generalsekretär der Vereinten Nationen und an den Präsidenten des UN-Sicherheitsrates hatte Syrien noch Anfang September dieses Jahres die direkten und indirekten Verluste durch „den Diebstahl von Öl, Gas und Bodenschätzen“ durch die USA und die von ihr unterstützten, separatistische SDF-Kurden-Miliz beklagt. Seit Beginn des US-gesponsorten Kriegs in Syrien im Jahr 2011 seien dadurch der Syrischen Arabischen Republik Verluste von 107 Milliarden Dollar entstanden.
In dieser Zahl sind auch die massiven Einnahmeverluste durch die Zerstörung von Öl- und Gasanlagen berücksichtigt, die sich unter Kontrolle der syrischen Regierung befinden. Diese wurden durch Bombardements der Luftwaffen der USA, Großbritanniens und Frankreichs schwer beschädigt. Die westlichen Wertebomber haben ihr Tun mit der hanebüchenen Erklärung rechtfertigt, dass man so verhindern wollte, dass diese Öl- und Gasquellen in die Hände von ISIS fallen. Das ist ganz übler Zynismus, nicht nur, weil ISIS als „nützlicher Feind“ von den USA geschätzt und geschützt und sogar punktuell unterstützt worden ist. Das ist heute zweifelsfrei erwiesen. Vielmehr ging und geht es den Democracy-Kriegsherren in Washington nach wie vor darum, die unbotmäßige Regierung in Damaskus in die Knie zu zwingen.
Zwar hatte US-Präsident Donald Trump während seiner Amtszeit zwei Mal öffentlich und in aller Deutlichkeit das Pentagon aufgefordert, alle US-Truppen aus Syrien abzuziehen. Aber er wurde vom so genannten „Tiefen Staat“ jedes Mal ausgebremst, bzw. er wurde von seinem eigenen Regierungsapparat hintergangen. Das heißt, gegen die geschlossene Front der Neokonservativen in seiner eigenen republikanischen Partei und sogar in seiner Regierung, die Hand in Hand mit den „liberalen Falken“ der Demokraten arbeiteten, und dabei vom sicherheitspolitischem Establishment beider Parteien sowie den 17 US-Geheimdiensten und vielen Think-Tanks und Rüstungslobbys unterstützt wurden, hatte Trump nicht die Spur einer Chance, sich durchzusetzen.
Das Fazit: Heute ist die US-Army immer noch in Syrien und macht keine Anstalten, sich zurückzuziehen. Im Gegenteil, sie baut ihre Präsenz weiter aus und ist laut lokaler Quellen aktuell dabei, eine weitere Militärbasis in den von Amerikanern besetzten, syrischen Gebieten im Umland von Raqqa zu errichten.
Zuletzt hatte am 3. September die selbst-ernannte „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ (SOHR), die in Großbritannien ansässig ist und in Zusammenarbeit mit westlichen Diensten in „Qualitätsmedien“ der „regelbasierten Weltordnung“ anti-syrische Propaganda betreibt, von einer anderen neu eingerichteten US-Militärbasis im Dorf Naqara in der nordöstlichen Provinz Hasaka berichtet. Bisher hält die US-Armee mindestens 28 deklarierte Militärstandorte in Syrien, verteilt auf drei Provinzen, hauptsächlich Hasakah (17 Standorte), Deir ez-Zor (neun Standorte) und Homs (zwei Standorte).
Washington hat seine Operation zu Plünderung von syrischem Öl im Zuge seiner eigenen schweren Energiekrise intensiviert, die durch die westlichen „Selbstmord-Sanktionen“ gegen den russischen Energiesektor noch verschärft worden war. Aktuell stehlen die USA rund 83 Prozent der täglichen Ölproduktion Syriens. Aber damit nicht genug, die humanitären US-Besatzer sind auch für die Plünderung des Weizens des Landes verantwortlich und verschärfen damit eine akute Nahrungsmittelkrise in Syrien. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) sind 12,4 Millionen Syrer – oder fast 70 Prozent der Menschen im Land – heute von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Angesichts dieser verzweifelten Situation haben bewaffnete Gruppen aus der syrischen Bevölkerung ihre – allerdings sporadische, unkoordinierte und amateurhafte – Angriffe auf lokale US-Stützpunkte intensiviert. So wurde in den vergangenen Monaten ein US-Stützpunkt im Conoco-Ölfeld mehrfach angegriffen, wobei eine Reihe von US-Soldaten verletzt und Sachschäden verursacht wurden. Conoco ist das größte Gasfeld in Syrien und produziert fast 10 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag.
Die USA haben etwa 900 Soldaten in Syrien, die hauptsächlich zwischen der US-Al-Tanf-Basis und den östlichen Ölfeldern des Landes verteilt sind, angeblich um Syriens Rohstoff-Ressourcen davor zu schützen, unter die Kontrolle von ISIS zu geraten. Ein Mandat haben sie dafür nicht, weder von der UNO noch wurde Washington von Damaskus nach Syrien eingeladen. Aber ein Mandat brauchen die Kriegsherren ohnehin nicht. Das haben sie exemplarisch mit ihrem unprovozierten, verbrecherischen Angriffskrieg gegen den Irak demonstriert, der je nach Schätzung zwischen 500.000 und einer Million Menschen das Leben gekostet hat, hauptsächlich Zivilisten.
Als Meister des Universums, für die sich die Herrschaften in Washington in ihrem Größenwahn immer noch halten, halten sie an ihren alten Gewohnheiten fest und nehmen sich einfach das Recht zu tun, was sie wollen. „Might is Right“, diesen US-amerikanischen Grundsatz, dass „Macht Recht ist“, haben sie bereits mit der imperialen Muttermilch eingesaugt. Die Tatsache, dass ihre militärische Invasion Syriens völkerrechtswidrig ist, da ohne Zustimmung von Damaskus oder der UNO, ist ihnen vollkommen egal.
Die Herrscher in Washington glauben, sie könnten weiterhin über das Schicksal anderer Länder und der ganzen Welt nach ihrem Gutdünken bestimmen und all jene, die das nicht akzeptieren, zum Kniefall zwingen. In ihrem Größenwahn bilden sie sich immer noch ein, sie könnten weiterhin tun und lassen was sie wollen, obwohl um sie herum alles bröckelt, sowohl innenpolitisch mit der Zuspitzung schier unüberwindlicher wirtschaftlicher und sozialer Probleme im eigenen Land, als auch außenpolitisch, mit dem Entstehen neuer, multipolarer Machtzentren in anderen Teilen der Welt einerseits und andererseits mit den zunehmenden Zentrifugalkräften in ihrer „hirntoten NATO“, wie der französische Präsident Macron die Organisation schon vor zwei Jahren treffend bezeichnet hatte und woran auch die Ukrainekrise nichts geändert hat.
Liebe Leser und Hörer, wenn Sie das nächste Mal jemanden hören, der die USA wegen ihrer vorbildlichen Demokratie und als Leuchtturm der Freiheit bewundert, dann denken Sie bitte an die Millionen Menschen, die dieser Schurkenstaat seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs getötet oder zu Invaliden gemacht hat.
Denken Sie bitte an die Duzende von Angriffskriegen, verdeckten Operationen, Anstiftungen von Bürgerkriegen, von Indonesien und Vietnam über Afghanistan zu Irak, Libyen, Somalia, Jemen, Syrien und viele mehr. Dabei haben die USA mit dem Anspruch, die Demokratie zu verteidigen und Freiheit zu bringen, unzählige Familien getötet, Menschen massenhaft abgeschlachtet und ganze Gesellschaften zerstört, und alles nur für die Profite einer verschwindend kleinen Elite von Herrenmenschen in den USA und ihren NATO-Vasallenstaaten.
Denken Sie daran, wie die humanitären US-Bomber die Infrastruktur von Ländern wie Irak ausgelöscht haben, so dass die Menschen auf ein Existenzminimum reduziert wurden und viele, besonders Kinder, an Mangel an Nahrung und sauberem Wasser getötet wurden.
Und dann marschiert Russland in die Ukraine ein, um seine russisch-stämmigen Menschen vor der rassistischen Verfolgung durch die ukro-faschistische „Demokratie“ zu befreien, und alle westlichen Eliten in Politik, Medien, „Wissenschaft“ und Kirchen überschlagen sich vor Empörung und sind sich einig, dass diese russischen Untermenschen dafür mit allen Mitteln bekämpft, sanktioniert und ruiniert werden müssen.
Zur gleichen Zeit marschieren die USA in Syrien ein, bombardieren und zerstören die Infrastruktur und stehlen das syrische Öl und das ist alles “demokratisch” vollkommen in Ordnung. Bei so viel verbrecherischer Heuchelei, wie sie heute im „Wertewesten“ tonangebend ist, kommt mir der Maler Max Liebermann in den Sinn, als er am 30. Januar 1933 seinen Ekel vor dem Sieges-Fackelzug der NAZIS mit den derben Worten ausdrückte: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“