Kinderschlächter als Kinderfreund

Kinderschlächter als Kinderfreund

von Rainer Rupp

erschienen am 28.06.1999 in der Jungen Welt

»Jeder Krieg ist ein Krieg gegen Kinder«, erklärte Michell Stratford von der Hilfsorganisation Save the Children (Rettet die Kinder) in Pristina (Kosovo) vergangenen Mittwoch gegenüber Associated Press. »Wenn Sie ein treffendes Beispiel dafür haben wollen, müssen Sie sich nur hier umschauen, wo 60 Prozent der Zivilbevölkerung Kinder sind. Wenn es dazu kommt, daß in einem Konflikt Zivilisten angegriffen werden, werden eben auch Kinder angegriffen.« Tags zuvor war der amerikanische Kriegsverbrecher und Präsident Bill Clinton von seinen Public-Relations-Leuten bei seinem Besuch in Mazedonien als großer Kinderfreund produziert worden. Das Bild von Bill im Flüchtlingslager Stenkovec mit einer Kinderschar an der Hand ging um die Welt. An die Erwachsenen gewandt, sagte er: »Ich will nicht, daß noch irgendjemand ein Bein, einen Arm oder ein Kind wegen einer Landmine verliert.« Dabei war er es, der seiner Luftwaffe den Befehl für die terroristischen Luftangriffe gab. Fast 2000 Zivilisten des multi-ethnischen Jugoslawiens sind dabei ermordet worden: Serben, Kosovo- Albaner, Montenegriner, Sinti und Roma usw.. Etwa ein Drittel der von Bomben in blutige und rauchende Fleischklumpen zerfetzten Opfer der NATO-Verbrecher waren Kinder. Etwa 600 hoffnungsfrohe Leben haben die Bomber in einem höllischen Inferno willkürlich zerstört. Aber der dafür verantwortliche heuchlerische Schreibtischtäter Clinton zeigt sich kinderfreundlich. Und ohne Einsicht, geschweige denn Reue.

»Wir sind stolz auf das, was wir getan haben, weil wir glauben, daß es das ist, wofür Amerika steht!« So zitierte ihn AFP aus seiner Lobeshymne auf den NATO-Krieg am 22.Juni aus der mazedonischen Hauptstadt Skopje. »Weder in Afrika oder Zentraleuropa werden wir erlauben, daß Menschen wegen ethnischer, religiöser oder rassistischer Unterschiede angegriffen werden. Das werden wir stoppen. Wir können es jetzt und wir werden es in Zukunft tun.« Hört sich doch nicht schlecht an. Wer könnte es wagen, auch nur Zweifel gegen solch hohe humanitäre Ziele zu äußern. Trotzdem ist das eine besonders gemeine und hinterhältige Art moralisierender Volksverdummung. Wer der Böse ist, gegen den die NATO am Ende vorgeht, bestimmen nämlich nur die geostrategischen und anderen Interessen des imperialistischen Kapitals.

Während Clinton in Skopje salbaderte, daß die »zivilisierten« NATO-Nationen einschließlich der Türkei es nicht erlauben werden, »daß Menschen wegen ethnischer, religiöser oder rassistischer Unterschiede angegriffen werden«, geschieht nur wenige zig Kilometer weiter im Kosovo genau das unter dem Schutz der NATO-Truppen. Dort gehen die am US-Busen genährten UCK-Terroristen mit unglaublicher Brutalität gegen die noch nicht geflohenen Serben vor. Da helfen auch Lippenbekenntnisse von der angeblichen Unparteilichkeit der NATO-Chaostruppe im Kosovo nichts. De Facto findet unter der Aufsicht des NATO-Militärs die großangelegte ethnische Säuberung des Kosovo von Serben statt. Um den Exodus zu beschleunigen, hält sich die UCK mit Terrorakten, die oft sogar unter den Augen der NATO, besonders oft von Bundeswehreinheiten, stattfinden, nicht zurück. Und statt die UCK zu entwaffnen, wie von der UNO vorgeschrieben, akzeptiert die NATO sie nicht nur als maßgebende politische Kraft, mit der sie verstärkt zusammenarbeitet, nein, nun will man aus der Terrorbande sogar noch eine reguläre Armee nach dem Vorbild der amerikanischen National Guard machen. Die Hauptleidtragenden werden die Kinder sein. Kosovo-albanische und serbische Kinder.