Polit-Gefangener des Tages: Rainer Rupp
von Rainer Rupp
erschienen am 18.03.2024 in der Jungen Welt
Hätte er sich nach 1989 Milliarden ergaunert, statt vor 1989 für den DDR-Geheimdienst im Brüsseler NATO- Generalsekretariat zu arbeiten, ginge es Rainer Rupp heute besser. Er hätte Weihnachten 1997 sogar Hafturlaub bekommen, so wie der Großbetrüger Jürgen Schneider ihn gleich nach seiner Verurteilung erhielt. Rainer Rupp saß zu jener Zeit schon über vier Jahre in Haft. Und es ist vollkommend zutreffend, ihn als politischen Gefangenen zu bezeichnen. Wie andere auch, trifft ihn sehr hart und persönlich die Rache am untergegangenen Sozialismus. Während das »wiedervereinigte Deutschland« die einstigen Spione des Westens im Osten in den Heldenstatus erhebt, bestraft es Westdeutsche, die für die Ostseite gearbeitet haben, in exemplarischer Weise: Rainer Rupp wurde 1994 in Düsseldorf zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Als einziger Westspion der DDR befindet er sich noch im geschlossenen Vollzug. Außerdem beschied ihm die NATO 1997, daß er aller Rentenansprüche verlustig gehe.
Der 52jährige Vater von drei Kindern, dessen Haft in Saarbrücken nach dem »Vollzugsplan« erst Juli 2001 enden soll, richtete daraufhin ein Gnadengesuch an den Bundespräsidenten. Doch obwohl nach allem Rechtsverständnis überhaupt kein Strafzweck mehr bestehen kann, hat sich Roman Herzog bislang dem Wunsch Rainer Rupps verschlossen.