Verheerende Spätfolgen des Vietnam-Krieges

Verheerende Spätfolgen des Vietnam-Krieges

von Rainer Rupp

erschienen am 13.11.1998 in der Jungen Welt

Gemeinnütziger Verein auch heute noch der Solidarität verpflichtet

Heuchelei und Doppelmoral gehören zur amerikanischen Politik wie das Amen in die Kirche. Trotzdem erhebt Washington großspurig den Anspruch, an vorderster Front der Verteidiger der Menschenrechte zu stehen. Dabei gehören die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die die USA über viele Jahre in ihrem schmutzigen Krieg in Vietnam begingen, zu den schrecklichsten in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Und die Folgen fordern auch heute noch tagtäglich neue Opfer.

Weil sich die USA bis heute nicht mit ihrer Niederlage abgefunden haben, weigern sie sich weiterhin, ihre alten Minenpläne an die Vietnamesen zu übergeben. Im Monatsdurchschnitt werden 60 Menschen von diesen heimtückischen Todesfallen zerrissen oder verstümmelt. Nicht selten trifft es Kinder.

Die USA haben nicht nur mehr Bomben auf Vietnam geworfen, als im ganzen Zweiten Weltkrieg auf Europa gefallen sind, sondern sie haben auch einen intensiven chemischen Krieg geführt. In dessen Folge wurde das Erbgut vieler Veteranen der FNL verändert, was bei der Enkelgeneration zu schweren Mißbildungen führt. Die US- Air Force hatte in den Jahren zwischen 1962 und 1971 insgesamt 50 Millionen Tonnen des hochgiftigen »Agent Orange« über Vietnam versprüht. Über dessen Spätfolgen berichtete unlängst das britische Fachblatt »New Scientist«: Eine wachsende Zahl von Kindern kommt mit schweren Behinderungen oder ganz ohne Arme und Beine zur Welt.

An amerikanische oder internationale Hilfe für die Opfer ist nicht zu denken. Die stolzen Krieger in »Gottes eigenem Land« belehren lieber andere Völker über Menschenrechte und tun alles, damit ihre eigenen Verbrechen vergessen werden.

Und auch die großen Medien in der Bundesrepublik Deutschland spielen mit. Das geschundene und arme Vietnam ist auf sich allein gestellt. Allerdings nicht ganz. Denn seit einiger Zeit gibt es in Berlin die »Medizinische Hilfe für Vietnam« – einen humanitären Verein mit etwa 160 Mitgliedern und Förderern.

Der Verein sammelt Spenden, Medizintechnik und orthopädische Hilfsmittel wie Rollstühle und Prothesen. Gebrauchte Geräte werden fachmännisch überholt, bevor sie nach Vietnam gebracht werden, wo sich der Verein wiederum um deren Verteilung und Einsatz kümmert. So unterstützt der Verein vor Ort eine Reihe von Krankenhäusern, Kliniken, Heimen für körperbehinderte Kinder und Erwachsene sowie Waisenhäuser. Flüge nach und Aufenthaltskosten in Vietnam werden von den Freunden des gemeinnützigen Vereins aus eigener Tasche bezahlt. So wird sichergestellt, daß jede gespendete Mark auch ihren Zweck erfüllt. Alle Mitglieder des Vereins arbeiten ehrenamtlich.

Zur Finanzierung der Arbeit dienen neben Spendensammlungen auch Verkaufsbasare, auf denen Kunsthandwerk aus Vietnam- Lackarbeiten, Seidenmalerei, Korbwaren, Keramik, Spielzeug – und andere Artikel angeboten werden.

Wer sich für eine Mitarbeit oder zur solidarischen Hilfe angesprochen fühlt, der kann sich an die Sozialpädagogin und Soziologin Frau Ursula Nguyen vom Vorstand des Vereins wenden:

Sitz des »Medizinische Hilfe für Vietnam e.V.« ist Clayallee 339 A, 14169 Berlin, Tel.: 030-802 93 64; Fax: 030-802 73 45. Spenden können eingezahlt werden auf das Konto Nr.: 1010003727 bei der Sparkasse der Stadt Berlin BLZ 100 500