West-Sanktionen gegen Erdbebenopfer
von Rainer Rupp
erschienen am 17. Februar 2023 auf apolut
Die Heuchelei der angeblich so sehr um die Menschlichkeit und um westliche Werte besorgten Regierungs- und Medieneliten in den korrupten US/NATO/EU-Demokraturen schreit schon lange zum Himmel. Nach den jüngsten Erfahrungen im Ukraine-Krieg, wie diese West-Eliten eine ganze Generation der ukrainischen Jugend sinnlos als Kanonenfutter verheizen, dachten viele, dass eine Steigerung der Verkommenheit der US/NATO/EU-Regierungsvertreter kaum noch möglich war.
Pentagon-Chef Lloyd Austin hatte nämlich anlässlich seines Besuches in Warschau am 25. April 2022 erklärt, dass das eigentliche US-Kriegsziel, das mit Hilfe der Massenschlächterei von hauptsächlich ukrainischen Menschen erreicht werden sollte, ganz banal darin besteht, „Russland zu schwächen“. Aber die Menschen fressenden Ungeheuer, die sich in dem giftigen Morast der Washingtoner Kriegspolitik suhlen, beweisen immer wieder, dass sie noch zu einer Steigerung der Unmenschlichkeit fähig sind.
Aktuell kann sich die ganze Welt davon mit Blick auf den Umgang des „Werte-Westens“ mit den syrischen Erdbebenopfern überzeugen. Denn das politische Ziel in Washington und in den Hauptstädten der europäischen Vasallen ist seit über 20 Jahren nach wie vor der Sturz der syrischen Assad-Regierung. Wegen Assads „Nein“ zu einer US-Pipeline – vom Persischen Golf durch Syrien nach Europa – war die syrische Regierung den US-Oligarchen nicht mehr „demokratisch genug“.
Um diesem Demokratie-Manko in Assads Syrien abzuhelfen, haben westliche Geheimdienste wie CIA und MI6 in kaum verdeckten Operationen in Syrien islamistische Halsabschneider wie al-Kaida-Ableger und ISIS-Formationen mit Finanzen versorgt und an Waffen ausgebildet. So ist die in westlichen Medien viel gerühmte „demokratische Opposition“ in Form bewaffneter „Freiheitskämpfer“ der „Freien Syrischen Armee“ entstanden.
Nur die Standhaftigkeit der Mehrheit des syrischen Volkes und seiner Armee, zusammen mit den von Präsident Assad zu Hilfe gerufenen russischen Streitkräften verhinderten den Erfolg dieses westlichen Lehrstückes über die gewaltsame Verbreitung „demokratischer Werte“.
Aber der Wertewesten hat seine Niederlage längst nicht verkraftet und ausgerechnet in dem von dem Erdbeben angerichteten, schrecklichen Elend sieht er jetzt eine Chance, um seine umstürzlerischen Ziele in Syrien doch noch zu erreichen. Denn trotz aller an die USA und den restlichen Wertewesten gerichteten diplomatischen Initiativen und Bitten der UNO und privater Hilfsorganisationen, die strikten westlichen Export-Verbote nach Syrien aufzuheben, verhallten ungehört.
Da die US-Sanktionen sich mit empfindlichen Strafen auch gegen andere Länder und Firmen richten, die z.B. Baumaschinen- und Material, oder medizinische- und andere Hilfsgüter nach Syrien liefern, haben die Sanktionen eine große Breitenwirkung.
Die USA und die ach so humanitäre EU und die herzensguten Mitglieder der Scholz-Regierung in Berlin sind nicht einmal bereit, wenigstens für die nächsten Monate der akuten Rettungs- und der nötigsten Wiederaufbauarbeiten in den zerstörten Dörfern und Städten des Nord-östlichen Syriens die Sanktionen aufzuheben. Unter dem Strich bedeutet das unterlassene Hilfeleistung bei Massenmord durch Unterernährung, Krankheiten und Seuchen.
Offensichtlich sieht der Wertewesten in der Erbeben-Katastrophe eine willkommene Gelegenheit, erneut auf eine Destabilisierung der Assad-Regierung zu setzen, was durch ausländische Hilfe für die Opfer konterkariert würde. Zugleich gaukeln die West-Eliten ihren Völkern pharisäerhaft Mitgefühl und aktive Hilfsbereitschaft für die Erdbebenopfer in der ganzen Region vor.
Rekapitulieren wir kurz das Geschehen:
Am 4. Februar morgens erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,8 auf der Richterskala die Türkei und Nordsyrien. Die Richterskala ist eine logarithmische Skala, was bedeutet, dass ein Beben von 7,8 doppelt so stark ist, wie ein Beben von 7,7. Damit war das Beben vom 4. Februar seit langem eines der stärksten und wahrscheinlich eines der tödlichsten Erdbeben weltweit.
Bisher wurden allein in der Türkei an die 35 Tausend Tote gezählt. Niemand weiß, wie viele zig-Tausend noch unter den weitreichenden Trümmerbergen liegen. Da in Syrien die Aufräumarbeiten wegen Sanktionshindernissen und teilweise ausgebliebener Hilfe weniger weit fortgeschritten sind, als in der Türkei, gibt es von dort noch keine belastbaren Zahlen.
Der 4. Februar war ein Samstag. Bereits am Montag kündigte die Biden-Regierung großspurig an, in Koordination mit türkischen Beamten alle benötigten Hilfsmittel schnell zur Unterstützung der türkischen Rettungsbemühungen zur Verfügung zu stellen und ein USAID-Katastrophenschutzteam in die Türkei zu entsenden.
Auch in Bezug auf Syrien erklärte das verlogene Team Biden in betrügerischer Absicht, dass „die von den USA unterstützten humanitären Partner auch auf die Zerstörung in Syrien reagieren“. Die „humanitären Gruppen“, auf die sich Biden bezieht, sind NGOs, wie die al-Kaida nahe stehenden „Weißen Helme“. Diese NGOs sind in den noch von den islamistischen Terrororganisation kontrollierten, kleinen Gebieten wie Idlib an der syrisch-türkischen Grenze tätig. Sie operieren also außerhalb der Kontrolle des syrischen Staates.
Mit dieser für Außenstehende kaum sichtbaren Einschränkung hat das Team Biden den bei weitem größten Teil des vom Erbeben betroffenen Gebietes in Syrien von jeglicher westlicher Hilfe ausgeschlossen, einschließlich der schwer betroffenen Stadt Aleppo.
Darauf angesprochen begründete der verlogene Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, dieses Beispiel von US-amerikanischem Humanismus und Empathie gegenüber Reportern mit folgenden Worten:
„Ich möchte darauf hinweisen, dass es ziemlich ironisch, wenn nicht sogar kontraproduktiv wäre, wenn wir uns an eine Regierung wenden würden, die ihre Bevölkerung im Laufe von einem Dutzend Jahren brutal behandelt hat – sie vergast, abgeschlachtet und für einen Großteil des Leidens verantwortlich ist, das sie erlitten hat.“
Diese Aussagen von Price sind unter jedem Niveau. Sie sind gefühllos, irreführend und heuchlerisch. Gefühllos wegen des verzweifelten Bedarfs an Hilfe, um unschuldiges, menschliches Leben in Syrien zu retten, unabhängig von der Politik. Irreführend und glatt lügnerisch, weil Price behauptet, dass die Assad-Regierung ihr eigenes Volk mit chemischen Waffen vergast habe, obwohl das längst widerlegt ist. Denn seit einigen Jahren schon gibt es notariell beglaubigte Zeugenaussagen von Inspektoren der Internationalen Behörde für das Verbot von Chemiewaffen, die vor Ort den angeblichen Tatort untersucht haben. Die Aussagen belegen, dass laut Faktenlage am Tatort die angeblichen Chemiegasangriffe gar nicht von syrischen Regierungstruppen durchgeführt werden konnten, sondern höchstwahrscheinlich von islamistischen Kämpfern vorgetäuscht wurden, die von den USA und der Türkei unterstützt wurden, und immer noch werden.
Und heuchlerisch ist die Aussage von Außenamtssprecher Price, weil er so tut, als ob Washington rund um die Welt, Regierungen, die ihr Volk brutal behandeln, nicht unterstützt, sondern bestraft. Wer immer das noch glaubt, der glaubt auch noch an den Osterhasen und dass Zitronenfalter Zitronen falten und dass unsere Volksvertreter das Volk vertreten.