Zum Jahrestag des im westlichen Gedächtnisloch entsorgten Odessa-Massakers

Zum Jahrestag des im westlichen Gedächtnisloch entsorgten Odessa-Massakers

von Rainer Rupp

erschienen auf KenFM am 7.Mai 2021

Interessierte Leser und Hörer konnten am 04. Mai auf KenFM (1) nähere Details über die Tatsache erfahren, dass die Medienanstalt Berlin Brandenburg im Februar dieses Jahres von diesem alternativen Medienportal die Einhaltung der journalistischen Sorgfaltspflicht einforderte.

Der folgende Artikel möchte diese Sorgfaltspflicht in der Berichterstattung der etablierten und öffentlich-rechtlichen Medien am Beispiel des breiten Medienversagens hinsichtlich der Ereignisse im Mai 2014 in Odessa exemplarisch durchleuchten.

Mit Totschweigen wollen unsere Politiker und Medien das Massaker der faschistischen Mörderbanden in der ukrainischen Hafenstadt Odessa am 2. Mai 2014 aus unserem Gedächtnis löschen. Damit soll verhindert werden, dass in der deutschen Öffentlichkeit unangenehme Fragen bezüglich der engen Zusammenarbeit der Bundesregierung und Bundeswehr mit den faschistischen Tätern in ukrainischen Regierungspositionen gestellt werden. Dabei geht man nach der Devise vor, wenn man die Augen fest schließt, kann man keine Nazis sehen. Dabei haben unsere Mainstream-Parteien und Medien hierzulande doch so eine feine Nase entwickelt, wenn es um das Aufspüren von angeblich rechten Umtrieben geht.

Die Gesellschaft in unserem Land mag heute in vielen Aspekten gespalten sein, aber im anti-faschistischen Konsens ist sie weiterhin fest vereint. Als „Faschist“ bezeichnet zu werden, bedeutet in der Regel das gesellschaftliche AUS und auch das Ende der beruflichen Karriere. Folgerichtig ist der Vorwurf „Faschist“ zu einem beliebten und zugleich tödlichen Pfeil im Köcher hinterhältiger Machtpolitiker unseres Landes geworden, die ihn entsprechend inflationär benutzen.

Zugleich wollen diese Politiker mit Hilfe ihrer sogenannten „Qualitätsmedien“ uns glauben machen, dass sie eine besonders feine Nase für rechte Umtriebe und faschistische Tendenzen entwickelt haben. Denn mit dem Faschismus-Vorwurf kann man nicht nur andersdenkende Oppositionelle auf elegante Art und Weise ausschalten, sondern man signalisiert zugleich der Öffentlichkeit, wie aufrecht und standhaft man unsere Demokratie „gegen Rechts“ verteidigt.

Dass das alles eine scheinheilige Lüge ist, haben Sie, liebe Leser und Hörer, längst begriffen, denn sonst wären sie nicht bei KenFM abonniert. Dennoch ist es gut, an dem aktuellen Beispiel des Jahrestags des Odessa Massakers einmal mehr die schäbige Doppelbödigkeit unsere Mainstream-Politiker und Medien zu verdeutlichen. Einerseits werfen sie z.B. den missliebigen „Querdenkern“ Rechtsextremismus vor und lassen diese sogar von dem Amt mit dem irreführenden Namen „Verfassungsschutz“ beobachten, während sie andererseits echte faschistische Verbrecher unterstützen, um sie als Werkzeug im Rahmen ihrer anti-russischen Geopolitik einzusetzen.

Vor diesem Hintergrund war es für die deutschen Mainstream-Politiker und ihre Medien unbedingt erforderlich, das zum Jahrestag des Massakers von Odessa am vergangen Sonntag kein Wort über die unvorstellbaren Verbrechen verloren wurde. Und als wäre das abgesprochen gewesen haben sich alle, Politiker und „Qualitätsmedien“ daran gehalten und haben den faschistische Mordrausch am 2. Mai 2014 in der Ukraine verschwiegen, wovon sich jeder schnell selbst überzeugen kann, wenn er nach entsprechenden Reden oder Artikeln im Internet googelt. Da gibt es nichts!

Zur Erinnerung hier eine kurze Beschreibung der Vorgänge vom 2. Mai 2014 in Odessa, die ich zu einem guten Teil über Live-Übertragungen im Internet verfolgen konnte:

An diesem Tag hatte ich rechtzeitig den Hinweis über unmittelbar bevorstehende, schwere Zusammenstöße in Odessa bekommen. Unterschiedliche Gruppierungen von nationalistischen Gewaltextremisten und Faschisten, die zuvor schon auf dem Maidan in Kiew mit extremer Gewalt der Putschregierung zum Sieg verholfen hatten, waren in den Tagen zuvor in Gruppen von bis zu 700 Mann in die Stadt gekarrt worden. Die para-militärisch gedrillten und für den Straßenkampf – teils mit Schusswaffen – ausgerüsteten Einheiten sollten in der strategisch wichtigen Hafenstadt Odessa den Widerstand gegen die Putschregierung in Kiew brechen.

Die Tragödie begann mit einer Großdemo der Nationalisten und Faschisten, die damit ihre Macht demonstrieren wollten. Ihnen stellte sich eine weitaus kleiner Gegendemo der Gegner der Maidan-Putschisten entgegen, die in einem „Friedenscamp“ in der Stadt in Zelten kampierten. Später wurde das Stärkeverhältnis auf 1 zu 10 geschätzt. Auch aus den Liveübertragungen im Internet ging deutlich hervor, dass die Faschisten in der großen Mehrzahl waren. Dennoch wurden die Rechtsextremisten plötzlich aus den Reihen der Friedenscamper angegriffen, und zwar von einem Block von Leuten, die kleine rote Bänder am Oberarm trugen. Die meisten waren mit Knüppeln aber einige auch Schusswaffen bewaffnet, die sie auf die Faschisten abfeuerten.

Aber die Schüsse zeigten keine Wirkung. Niemand fiel um, es gab keine Schussverletzungen. Offensichtlich waren lediglich Platzpatronen benutzt wurden. In einem einen Tag später veröffentlichten Bericht von RusTV erklärte der damals stellvertretende Leiter der Polizei in Odessa, dass die Leute mit roten Bändern tatsächlich bewaffnete Provokateure waren, die wohl den Auftrag hatten, als pro-russische Aktivisten aufzutreten und die Faschisten mit Hilfe des Schußwaffengebrauchs richtig scharf zu machen.

Tatsächlich zeigen später veröffentlichte Videoaufnahmen, wie diese Leute mit den roten Armbändern noch vor der Erstürmung des Gewerkschaftshauses unter dem fürsorglichen Kommando eines später als Oberst der ukrainischen Sicherheitskräfte identifizierten Mannes in Uniform in zivilen Kleinbussen vom Tatort weg transportiert werden. Dieser Zusammenhang ist in dem englischsprachigen Video über das Odessa Massaker, das in der Schriftversion verlinkt ist, deutlich zu erkennen (2).

Die durch die Schießerei aufgebrachten Faschisten stürmten daraufhin den Platz, zündeten die friedliche Zeltstadt der Gegner der Maidan-Putschisten an und jagten ihre Gegner durch die Straßen. Bei diesen Kämpfen gab es 6 Tote (vier auf Seiten der Gegner der Maidan-Putschisten und zwei auf Seiten der Faschisten). Auch gab es eine unbekannte Zahl von Verletzten.

Die mit Knüppeln, Baseballschlägern, Messern und teils sogar mit Maschinenpistolen bewaffneten Faschisten trieben ihre Gegner scharenweise vor sich her. Eine größere Gruppe der Verfolgten versuchte, sich vor dem Gewerkschaftshaus zu verbarrikadieren, musste aber schnell Zuflucht im Inneren des großen Gebäudes suchen, das dann von den Faschisten gezielt mit so genannten Molotowcocktails in Brand gesetzt wurde.

Videos zeigten, wie junge Mädchen unweit des Kampfgeschehens für ihre faschistischen Heldenkrieger eifrig den Nachschub sicherten, und Brandbeschleuniger in Flaschen füllten und Benzin getränkte Stofffetzen in die Flaschenhälse stopften. (Siehe Video ab 4:22) Allein diese Bilder, aber auch die, welche die Werfer der Brandsätze zeigen, entkräften die von Kiew und dem Westen in die Welt gesetzte Mär, dass der Brand im Gewerkschaftshaus irgendwie geschehen ist, also ein Unglück war, dessen Ursachen bis heute nicht geklärt sind.

Die Lage im brennenden Gewerkschaftshaus muss unvorstellbar gewesen sein. Die Suche nach Zuflucht im Inneren sollte sich für die Mehrzahl der Geflohenen als tödliche Falle erweisen. Die Ausgänge waren blockiert und vor den Flammen musste man in höhere Stockwerke ausweichen. In ihrer Verzweiflung versuchten viele Menschen schließlich, sich vor dem erstickenden Rauch auf die breiten Fenstersimse zu retten. Aber dort wurden sie von dem laut johlenden, rechten Lynchmob von unten mit Pistolen und Gewehren beschossen.

Um nicht in den Flammen zu sterben, wagten schließlich etliche Menschen den Sprung aus den Fenstern im zweiten oder dritten Stock. Videos, die am selben Tag von den faschistischen Mördern voller Stolz über ihre Heldentaten in Netz gestellt wurden, zeigten wie die Menschen, die nach dem Aufprall auf dem Betonboden noch nicht tot waren und noch Lebenszeichen von sich gaben, unter dem Jubel der Beistehenden von rechten Mordbuben mit Knüppeln totgeschlagen wurden. Diese und andere Videos habe ich an diesem verfluchten 2. Mai 2014 live persönlich gesehen.

Diese abscheulichen Videos wurden von den Ukro-Nazis ursprünglich als Trophäe und Beweis ihrer Heldentaten ins Internet gestellt. Diese Video- und Foto-Dokumente, sind heute aus dem Netz verschwunden. Dafür haben offensichtlich die westlichen Berater dieser Nazi-Mörder gesorgt. Die westliche Wertegesellschaft ist bereit, bei solch schrecklichen Verbrechen wegzuschauen, solange die Beweise für sadistische Massaker nicht in die breite Öffentlichkeit gelangen. Und die deutschen Qualitätsmedien haben in der Tat alles getan, damit die Öffentlichkeit hierzulande von dem Odessa-Massaker und seinen Tätern nichts erfahren hat. Zeitnahe Artikel über das Massaker sucht man auch in den deutschen Archiven vergeblich Die lückenhafte Berichterstattung der „Qualitätsmedien“ war ein Skandal, der jedoch nur von ganz wenigen Menschen wahrgenommen wurde. Hier sollte es nochmals unterstrichen werden: „Lückenhafte Berichterstattung ist auch Lügenpresse“

Die einzige Ausnahme machte die Wochenzeitung „Der Freitag“. Am 4. Mai 2014 titelte sie: „Der Medien-GAU von Odessa“ und fuhr fort: „Stell dir vor, 40 Menschen werden abgefackelt und die freie Presse sieht weg. Wie das geht, haben die deutschen Medien am Wochenende vorgeführt“.

Weiter heißt es im Text:

Die falschen Toten, die falschen Täter. Hinzukommend: ein unpässlicher Zeitpunkt sowie Staatsinstitutionen, die selbst dem wohlmeinenden Teil des Publikums nicht mehr vermittelbar sind. Was macht der deutsche Qualitätsjournalist in einem solchen Fall? Er vertuscht, verschweigt, spielt runter und hypt, wenn das alles nicht reicht, künstlich hochgepuschte Alternativereignisse. Wie das Genre „Manipulation & Vertuschung“ funktioniert, war am ersten Mai-Wochenende in der Praxis zu erleben. … Über 40 Menschen, die in einem gebrandschatzten Gewerkschaftshaus ums Leben kamen. Über 200 Verletzte. Eine Regierung, der an einer Aufklärung der Geschehnisse ganz offensichtlich nicht gelegen ist. Ist das ein Thema? Berichterstattenswert? Für ARD, ZDF, Süddeutsche, Zeit, F.A.Z. und den Rest des sogenannten Alpha-Journalismus explizit nicht. Vielmehr legten die deutschen Leitmedien einen Info-GAU hin.“

Am Tag nach dem „Gewaltexzess“ in Odessa – so Der Freitag – habe sich ausgerechnet „zum Tag der Pressefreiheit die Nacht über die deutsche Presselandschaft gelegt“. Weiter heißt es im Text:

Die sogenannten Qualitätsmedien glänzten in Sachen Odessa-Berichterstattung durch eine Nicht-Berichterstattung, die selbst in Anbetracht ihrer bekannten parteiischen Haltung bemerkenswert ist (…) Das Onlinemagazin Telepolis war die Ausnahme (3) (…) Dem blutigen Gewaltexzess unmittelbar auf dem Fuß folgte die Totschweigefront. Die Mehrzahl der deutschen Leitmedien versteckte die Vorfälle in der obligatorischen Ticker-Berichterstattung, also unter »ferner liefen«. Die Online-Ausgabe der Süddeutschen(4) brachte zwar die Basic-Facts, vermied dabei allerdings jegliche Hinweise auf Verursacher und Opfer. Bei der Berliner Zeitung (5) rangierte Odessa ebenfalls unter »nachrangig«. Welt (56 und Focus (7)behandelten die Ereignisse in einem oberflächlich-allgemein gehaltenen Clip mit teils identischen Bildern. Zugeknöpft-wortkarg gab sich auch die FAZ (8). Die Zeit (9) schließlich versteckte das Massaker in dem obligatorischen Newsticker-Salat und konzentrierte sich stattdessen – garniert mit den üblichen Schuldzuweisungen in Richtung Russland – auf die neuesten diplomatischen Entwicklungen.

Derweil wurde auf den Web-Seiten der Ukro-Faschisten für jeden westlichen Qualitätsjournalisten das Massaker auch in englischer Sprache als großer Sieg gefeiert. Auf der Webseite „EuroMaidan PE“ gab es z.B. die Balkenüberschrift: „Russian Terrorists Burnt Alive in Trade Union Building Fire in Odessa Ukraine, May 2, 2014“ (Auf Deutsch: Russische Terroristen bei lebendigem Leib im Gewerkschaftshaus in Odessa verbrannt..)

Heute, sieben Jahre nach dem schrecklichen Massenmord der laut offiziellen Angaben 48 Todesopfer und über 200 teils schwer verletzte ukrainische Bürger zum Opfer gefallen sind, ist immer noch niemand zur Verantwortung gezogen worden, obwohl die Namen etlicher dieser faschistischen Killer seit langem bekannt sind. Auch einige Verfahren wurden seither angestrengt. Aber die verliefen stets im Sand, weil die Komplizen der Mörderbande seit dem Maidan-Putsch in Politik, Sicherheitsministerien und Justiz die Schlüsselpositionen besetzt halten. Das Alles zeigt: Die Ukraine ist ein von Faschisten beherrschter Staat. Punkt.

Die deutsche Bundesregierung samt der Mainstream-Parteien und ihrer Qualitätsmedien, die hierzulande in jeder Ecke, in der sich Widerstand gegen ihre Politik regt, Rechtsextremisten und Faschismus wittern, ausgerechnet die können in der Ukraine keine Faschisten entdecken. Auch der Europarat, der sich gerne als Europas höchste Instanz für Menschenrechtsverstöße präsentiert, zeigt kein Interesse an der Aufklärung des Massakers. Für die EU und die OSZE gilt das Gleiche. Sie alle haben wichtigere Dinge zu tun, nämlich Seitenfüllende Klagen gegen Präsident Putin zu verfassen, wegen einiger angeblicher Wehwehchen des russischen Freiheitskämpfers Navalny, der wegen Finanzdelikten in Sibirien im Gefängnis einsitzt.

In seiner Stellungnahme zum siebten Jahrestag des Odessa-Massakers sprach das russische Außenministerium diese Woche die internationalen Gremien nochmals direkt an. Es wies darauf hin, dass der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij, der seit zwei Jahren an der Macht ist, im Zuge seiner Wahlkampagne versprochen hatte, beim Odessa Verfahren “eine gerechte juristische Bestrafung” zu gewährleisten. Dies sei nicht geschehen: “Die Täter der Odessa-Tragödie sind immer noch nicht bestraft worden und die Ermittlungen wurden auf Eis gelegt”, stellte das russisch Außenministerium fest und machte deutlich:

Die Führung und die Strukturen des Europarates, der sich selbst als führende Menschenrechtsorganisation positioniert, verschließen die Augen vor den mangelnden Fortschritten bei den Ermittlungen und der Rechtsprechung gegen die Organisatoren des Massenmordes auf dem Maidan und in Odessa. Diese Passivität untergräbt die Glaubwürdigkeit des Europarates und entwertet seine menschenrechtliche Glaubwürdigkeit bei anderen Themen.”

Untätig sei im Zusammenhang mit den Morden in Odessa auch eine andere internationale Organisation – die OSZE (10). Sie habe angesichts ihrer Feldpräsenz in Odessa nicht übersehen können, was dort am 2. Mai geschah. “

Die kaum existierende Hoffnung auf einen Richterspruch, der die faschistischen Mörder in einem ordentlichen Verfahren ihrer gerechten Strafe zuführen würde, sind diese Woche noch kleiner geworden. Denn inzwischen sind Berichte aufgetaucht, laut denen der ukrainische Präsident Selenski den mehrfach vorbestraften faschistischen Verbrecher Sergij Sternenko zum Leiter des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU ausgerechnet in Odessa ernennen will. Als Führer des Rechten Sektors in Odessa war Sternenko 2014 direkt in die Ermordung von 48 Menschen im Gewerkschaftshaus verwickelt.

Wer diese Nachricht in erster Reaktion als geschmacklosen Witz abgetan hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Der ehemalige Leiter von Selenskis Verwaltungsstab, Andrij Bogdan, wurde auf Facebook von einem Reporter der Nachrichtenseite Strana gefragt, ob das Gerücht stimme, dass Selenski Sternenko den Posten angeboten hat. Bogdan bestätigte das Angebot und sagte, auf diese Weise versuchte der Präsident sein Bündnis mit rechtsextremen Kräften zu stärken.

Tatsächlich wird gegen den bereits mehrfach verurteilten Verbrecher Sternenko aktuell in einem Mordprozess ermittelt, allerdings nicht wegen des Odessa-Massakers. Bereits im Februar dieses Jahres wurde er in einer anderen Sache zu sieben Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Er hatte im Jahr 2015 in Odessa den Bezirksrat Sergij Schtscherbytsch von der pro-russischen Partei Rodina entführt und ausgeraubt. Nach dem Urteil gegen Sternenko kam es Anfang März dieses Jahres in der Ukraine im ganzen Land zu Protesten rechtsextremer und faschistischer Kräfte. Etwa 3.000 Anhänger des „Rechten Sektors“ forderten vor dem Gebäude der Präsidialverwaltung in Kiew Sternenkos Freilassung. Dabei wurden u.a. Selenskis Amtssitz verwüstet und 27 Polizeibeamte verwundet.

Die Reaktion des Präsidenten und der ukrainischen Behörden auf die Angriffe und Verwüstungen blieb betont verhalten, denn gegen die Faschisten wagt in der Ukraine keiner mehr vorzugehen. So wundert es niemand, dass Sternenko weiter auf freiem Fuß ist, auch während des Mordprozesses, in dem er aktuell angeklagt ist. Dabei lautet die Anklage, dass er im Jahr 2018 einen gewissen Iwan Kusnezow mit einem Messer in voller Absicht umgebracht hat.

Die linke, US-amerikanische Webseite WSWS  (11) wies Anfang der Woche in einem Artikel zur Lage in der Ukraine auch darauf hin, dass die westliche Presse den angeblich inzwischen vom Faschismus geläuterten Sternenko gerne als einen „Anti-Korruptions“-Aktivisten präsentiert, der zu Unrecht verfolgt wird. – Ist die Ähnlichkeit zum Fall Navalny rein zufällig? – Sternenko selbst, tut alles, um dieses Bild vom seriösen anti-Korruption-Aktivisten zu untermauern und seine Beziehungen zu Neonazis zu verbergen. Trug er früher typische Neonazi-Militärkleidung, so zeigt er sich heute meist in Anzug und Brille. Er hat angeblich sogar einen Abschluss in Jura gemacht. Damit wirkt er seriös und ist es wert, vom Wertewesten in seinem Kampf gegen die bösen Russen unterstützt zu werden.

Vor Kurzem hat laut WSWS auch die krankhaft antirussische Denk-Fabrik, nein, Fake-Fabrik „The Atlantic Council“ einen weiteren Schritt gemacht, um das blutbesudelte Image von Sternenko reinzuwaschen und seinem Rechten Sektor einen Persilschein auszustellen. Das tat sie, indem sie die Ereignisse während des Massakers von Odessa 2014 auf den Kopf stellte und schrieb: „Sternenko steht seit mehreren Jahren in der Öffentlichkeit und war oft Gegenstand von Kontroversen. Er wurde erstmals bekannt als Führer der rechtsradikalen nationalistischen Gruppe Rechter Sektor in Odessa und war im Frühjahr 2014, in der ersten Phase von Russlands anhaltendem hybriden Krieg gegen die Ukraine, aktiv daran beteiligt, eine vom Kreml organisierte Übernahme der Hafenstadt am Schwarzen Meer zu verhindern.“

Kein Wunder, das bundesdeutsche Politiker und Medien in der Ukraine keine Faschisten entdecken.

Quellen:

  1. https://kenfm.de/mabb-wenn-das-wahrheitsministerium-maulkoerbe-verteilt/

  2. https://www.youtube.com/watch?v=H4dJRnI-X8Q

  3. https://www.heise.de/tp/features/Die-Tragoedie-von-Odessa-3365129.html

  4. http://www.sueddeutsche.de/politik/ausschreitungen-im-sueden-der-ukraine-menschen-sterben-bei-brand-in-odessa-1.1947860

  5. http://www.berliner-zeitung.de/politik/-explosionen-und-schuesse-in-ukraine,10808018,27005436.html

  6. http://www.welt.de/politik/ausland/article127577377/Flammen-Inferno-im-Gewerkschaftshaus.html

  7. http://www.focus.de/politik/videos/tote-in-odessa-tote-in-odessa_id_3816178.html

  8. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/eskalation-in-der-ukraine-dutzende-tote-bei-feuer-in-gewerkschaftsgebaeude-in-odessa-12920999.html

  9. http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/osze-beobachter-ukraine-freilassung-russland-lukin

  10. https://de.rt.com/europa/116896-odessa-pogrom-mit-48-opfern-moskau-kritisiert-europarat-und-osze/

  11. https://www.wsws.org/de/articles/2021/05/03/ukra-m03.html